Sonntag, 17. Oktober 2010

Tertium comparationis

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Tertium comparationis ist ein Begriff der Rhetorik und steht lateinisch für das Dritte des Vergleiches. Mit ihm wird bezeichnet
  1. die Gemeinsamkeit zweier verschiedener, miteinander zu vergleichender Gegenstände oder Sachverhalte in Metaphern und bei der Metonymie.
  2. in der Logik ein drittes Glied eines Vergleichs; einen dritten Begriff, in dessen Umfang die anderen beiden Begriffe eingehen.
Beispiel: In den Begriff Pol gehen z. B. die beiden Begriffe Nordpol und Südpol ein. Sprachwissenschaftlich betrachtet, handelt es sich bei diesem Beispiel allerdings um eine Hyperonymiebeziehung.
Wenn ein Vergleich eine Aktion, einen Zustand oder eine Person veranschaulicht, indem er eine Parallele zu einem anderen Ding zieht, müssen die beiden verglichenen Gegenstände nicht zwingend identisch sein. Dennoch müssen beide zumindest eine Eigenschaft gemeinsam haben. Diese Eigenschaft wird als tertium comparationis bezeichnet.
In den Wissenschaften ist der Vergleich eine Grundoperation zur Erzeugung neuen Wissens, weil mit der Frage nach Gemeinsamkeiten und Unterschieden zweier Objekte Informationen über diese Objekte und die sie erschließenden Kategorien gewonnen werden. (Beispiel Zoologie: Einordnung bislang unbekannter Individuen in vorhandene Taxonomie im Wege des Vergleichs mit bekannten Funden in Bezug auf eine Reihe von Merkmalen. Relevante Unterschiede, die eine Einordnung in die als Taxonomie entfaltet begriffliche Ordnung erschweren, zwingen zur Erweiterung bzw. zum Umbau der Taxonomie durch kategoriale Innovation.) In der Auswahl geeigneter informativer Kategorien als Vergleichsgesichtspunkte besteht der theoretische Zugewinn für eine Disziplin. Das tertium comparationes liegt also nicht in den Objekten selbst, sondern wird vom Beobachter eingesetzt. Die basale erkenntnislogische Grundoperation des Vergleichens kann schließlich zum methodologischen Ausgangspunkt für die Ausdifferenzierung neuer Wissenschaftsdisziplinen werden: Vergleichende Sprachwissenschaft, Vergleichende Erziehungswissenschaft, Vergleichende Rechtswissenschaft etc.
Die am häufigsten gebrauchten Anwendungen sind Metaphern und Vergleiche, besonders, aber nicht ausschließlich, in der Dichtkunst. Meist wird ein Aspekt des Vergleiches eher impliziert anstatt explizit erwähnt.
Beispielsweise schrieben Karl Marx und Friedrich Engels in der „Deutschen Ideologie“ unter Hinweis darauf, dass eine reflexive Definition als ihre Voraussetzung die Tätigkeit des Vergleichs hat:
„Wie wenig die Vergleichung eine reine willkürliche Reflexionsbestimmung ist, davon brauchen wir nur ein Beispiel anzuführen, das Geld, das stehende tertium comparationis aller Menschen und Dinge.“
Grundlage der Technik und Naturwissenschaften sind Vergleiche auf Basis von quantitativ bestimmbaren Eigenschaften, diese bezeichnet man als physikalische Größen.

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